Familienklassiker: Soljanka nach Papas Rezept

Ok zugegeben, vielleicht ist es an einem heißen Tag wie heute nicht gerade euer sehnlichster Wunsch, hier ein Rezept für ein kräftiges, warmes Süppchen präsentiert zu bekommen. Aber es wird ja bekanntlich gegessen, was auf den Tisch kommt, vor allem wenn ihr euch Familienklassiker wünscht - denn die kriegt ihr jetzt auch ;-) Das Interesse an Familienrezepten trifft sich gut, denn auch mein Europa-Kochprojekt ist diesen Monat in Deutschland angelangt, und was liegt da näher, als ein paar echte, eigene Klassiker vorzustellen? Daher habe ich meine Eltern, die beide sehr gut kochen, mit eingespannt und jeder hat ein Gericht zubereitet, das Rezept aufgeschrieben und fotografiert. Den Anfang macht heute Papas Spezial-Soljanka, die ich schon immer unheimlich gern gegessen habe.

Soljanka ist ein in den neuen Bundesländern sehr bekanntes Gericht, das sich auf der Speisekarte eigentlich jedes eher rustikalen, traditionellen Restaurants findet - ich hab mir jedoch sagen lassen, dass es in den alten Bundesländern nicht sehr bekannt ist. Daher eine kleine Erklärung: Bei der Soljanka handelt es sich um eine säuerliche Suppe, die ursprünglich aus Osteuropa (vor allem Ukraine und Weißrussland) stammt und in der traditionell Wurst-, Fleisch- und Gemüsereste verwertet werden konnten. Bei uns in der Familie ist sie in der Regel eine Vorspeise, ein Bestandteil eines Buffets oder eignet sich auch gut als Mitternachtsimbiss, z.B. an Silvester.

Papas Spezial - eins meiner liebsten Wohlfühl-Essen :-)

Ich habe schon immer eine ausgeprägte Vorliebe für süßsaures Essen gehabt - meine Lieblingsessen als Kind waren (und sind auch bis heute noch): Saure Eier, süßsaurer Pilzeintopf, Sauerbraten und eben Soljanka. Letztere bereitet bei uns meist mein Vater zu, der gern für die "traditionelle Hausmannskost" verantwortlich zeichnet. Er ist übrigens gelernter Koch und hat das Rezept für die Soljanka noch vor über 40 Jahren in seiner Ausbildung gelernt. Und noch bis heute begleitet es uns regelmäßig, wenn auch in ein paar unterschiedlichen Varianten. So ist mein Papa der Meinung, dass an die Soljanka am besten Salami und Jagdwurst gehören, dafür aber auf keinen Fall Erbsen und Möhren. Ich mag es jedoch am liebsten nur mit Jagdwurst, ohne Salami, dafür aber mit Erbsen und Möhren dran. Aber egal, wie man es macht - denn es ist ja ursprünglich ein Resteverwertungsgericht - solange die Suppe schön säuerlich ist, kann man nicht viel verkehrt machen :-)

Nun also Bühne frei für meinen Papa und sein Soljanka-Rezept...!

Rezept
für ca. 4-6 Personen

2 Liter Fleisch- oder Gemüsebrühe
500g Wurst (Salami und Jagdwurst gemischt oder nur eine Sorte)
6 Zwiebeln
1 Beutel Sauerkraut
2 rote Paprika
6 Möhren
2 Zitronen (eine zum Kochen, eine zum Servieren)
1 Glas Gewürzgurken
4 EL Tomatenmark
1/2 Flasche Ketchup
neutrales Öl
Essig, Zucker
1 Becher Crème fraîche
optional: Tomatensaft, Saucenbinder

Wurst, Zwiebeln, Paprika, Möhren und Gewürzgurken in schmale Streifen schneiden (ca.0,5x4 cm), Sauerkraut grob zerkleinern. Alles getrennt in Schüsseln aufbewahren. Saft von den Gewürzgurken durch ein Sieb gießen und dabei in einer Schüssel auffangen, wird für die Zubereitung der Suppe benötigt! Eine Zitrone in Achtel schneiden.

In einem großen Topf (mind. 5 Liter) etwas Öl erhitzen und die Wurst darin anbraten. Die Zwiebeln in einer Pfanne goldgelb anbraten, dann zur Wurst geben. 4 Löffel Tomatenmark und eine halbe Flasche Ketchup dazugeben und gut umrühren. Dann Möhren- und Paprikastreifen dazugeben und unter Rühren mit anbraten. Sauerkraut, Gurkenstreifen und Zitronenstücke zugeben und gut umrühren. Die gesamte Gurkenbrühe und Fleisch- oder Gemüsebrühe dazugeben. Aufkochen und ca. 20 Minuten auf kleinerer Flamme köcheln lassen, dabei öfters umrühren.

Wem die Suppe zu dicklich ist, der kann noch Tomatensaft zugeben. Ist die Konsistenz zu dünn, mit etwas Saucenbinder arbeiten. Da man die heiße Suppe schlecht abschmecken kann ruhig 1 Stunde auskühlen lassen, dann evtl. mit etwas Balsamico und einer Prise Zucker abschmecken. Salz und Pfeffer erübrigt sich eigentlich, weil die Wurst Schärfe gibt. Aber wer es scharf mag...

Vor dem Servieren die mitgekochten Zitronenstücke entfernen. Zum Servieren auf Teller oder in Suppenschüsseln füllen und mit je einer Zitronenscheibe von der zweiten Zitrone, auf die ein Klecks Creme fraîche gegeben wurde, garnieren. Dazu schmeckt Baguette oder (Weiß-)Brot.

Quelle
Familienrezept

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