Südtirol - eine kulinarische Reise // Schüttelbrot-Gnocchi mit Apfel-Senf-Sauce und Speck


Während es draußen nun endgültig herbstlich-grau und vor allem zeitig dunkel wird, möchte ich euch heute noch einmal ein Stückchen Sommer bieten und euch mit in einen meiner diesjährigen Urlaube, der mich Anfang August u.a. nach Südtirol führte, nehmen. Südtirol, die nördlichste Provinz Italiens, ist vor allem deshalb ein so populäres Reiseziel, weil es in vielerlei Hinsicht das Beste aus zwei Welten vereint: Eine beeindruckende Bergwelt mit schroffen Felsen und beeindruckenden Ausblicken, aber gleichzeitig liebliche Täler, durch die sich malerische Flüsschen schlängeln. Grüne, saftige Almwiesen und nur ein Stückchen weiter südliche Palmen-Vegetation. Südtiroler Gemütlichkeit und entspanntes italienisches Dolce Vita. Österreichisch inspirierte Küche mit einer Vielzahl an mediterranen Einflüssen. Wenn das nicht jede Menge Gründe sind, diesem malerischen Fleckchen Erde einen Besuch abzustatten…

Blick auf Meran von Schenna aus
Schenna – Unser Urlaubsdomizil

Und so verschlug es uns Anfang August für einige Tage (wir waren genau genommen auf der Durchreise in die Toskana) nach Schenna, einem kleinen Ort direkt oberhalb von Meran gelegen. Im sehr empfehlenswerten Hotel Schlosswirt direkt neben der Burganlage von Schenna fanden wir gemütliche Zimmer, einen kleinen Pool mit beeindruckendem Ausblick und eine hübsche Terrasse, auf der überaus leckeres Essen serviert wurde, vor. Für einen Ort dieser Größe (ca. 3.000 Einwohner) ist das Angebot an Hotels, Ferienwohnungen und Restaurants in Schenna wirklich beeindruckend und für jeden Geschmack etwas dabei.

Hotel Schlosswirt in Schenna

Schenna ist außerdem Ausgangspunkt diverser Waalwege, d.h. meist sehr gemächlicher Wanderwege entlang von Bewässerungskanälen, die typisch für Südtirol sind und zumeist auch durch sehr hübsche Apfelplantagen führen. Für einen gemütlichen und entspannten Spaziergang bzw. eine kleine Wanderung sehr zu empfehlen!

Blick auf Schenna

Nicht nur für Botaniker: Schloss Trautmansdorff

Doch nicht nur durch Apfelplantagen kann man wandern, auch ein Spaziergang durch den malerischen Park von Schloss Trautmansdorff am östlichen Stadtrand von Meran bietet sich an. Das Schloss, in dem sich einst bereits Sissi aufhielt, liegt mitten im botanischen Garten von Meran, der eine beeindruckende Vegetations-Vielfalt aufweist. Vom Regenwald über den Palmenstand, von Kakteenlandschaften über südostasiatische Reisfelder, bis hin zur heimischen Südtiroler Vegetation findet sich alles, was (nicht nur) das Botaniker-Herz begehrt. Auf verschlungenen Wegen wandert man durch den Garten und sollte, um alles zu sehen, keinesfalls weniger als drei Stunden einplanen – es lohnt sich!

Park von Schloss Trautmansdorff

Extrem positiv fällt auf, dass der gesamte Garten top gepflegt und in Schuss ist, auch während des Rundgangs sieht man an vielen Ecken Gärtner werkeln – für diesen super Gesamteindruck zahlt man den (nicht sooo günstigen) Eintrittspreis wirklich gern. Auch gibt es im Park an vielen Stellen Attraktionen, etwa eine ca. 50 Meter hohe Aussichtsplattform, Vogel- und Schmetterlingshäuser, ein Labyrinth, einen Hängebrücken-Pfad, etc. Auch um einzukehren bietet der Park mit einem Restaurant und einem Café genug Möglichkeiten, und im Sommer finden auf einer Bühne im kleinen See inmitten des Parks regelmäßig abends Konzerte statt.

Seebühne vorm Schloss

Hoch hinaus: Meran 2000

Aber natürlich will man als fitter Südtirol-Urlauber nicht nur auf gemächlichen Waalwegen wandeln und durch Parks spazieren – irgendwann muss es auch richtig hoch hinaus gehen! In direkter Nähe unseres Urlaubsorts Schenna bietet sich dafür eine Fahrt mit der Seilbahn zum Hochplateau Meran 2000 an. Im Winter ein Skigebiet mit 45 Kilometern Pisten, wandelt es sich im Sommer zum Wanderparadies auf 1600 bis 2300 Metern Höhe. Diverse bewirtschaftete Hütten liegen entlang der Wanderwege, so dass man sich je nach geplanter Länge der Wanderung und körperlicher Konstitution eine schöne Hütte als (Etappen-)Ziel aussuchen kann. Uns führte eine ca. zweistündige Wanderung zur Meraner Hütte, die mit einer schönen Terrasse und leckerem Essen (Wiener Schnitzel, Käsespätzle, Kaiserschmarrn und alles, was das Herz aus der regionalen Küche sonst noch begehrt) aufwarten kann.

Meran 2000

Apropos Essen – Marende-Dating am 15. Oktober in Leipzig

Wo wir gerade beim Thema Essen sind… Meine Urlaubseindrücke schildere ich euch heute natürlich nicht ohne Grund, sondern aus einem ganz konkreten Anlass heraus. Vor einiger Zeit flatterte mir eine Einladung zum sog. Marende-Dating, einem Workshop mit Südtiroler Produkten am 15. Oktober in Leipzig, ins Haus. Die Einladung kam von der Export Organisation Südtirol der Handelskammer Bozen sowie der Italienischen Agentur für Außenhandel; Organisator des (extrem professionell) vorbereiteten Workshops war die Agentur Organize Communications aus Karlsruhe, die ähnliche Workshops auch bereits in vier anderen deutschen Städten ausgerichtet hatte. Schauplatz des Abends war die Kochschule Lukullust in der Leipziger Südvorstadt, die ich bereits im Rahmen diverser Kochkurse kennen und schätzen gelernt hatte.


Vielleicht fragt ihr euch, was unter dem Begriff „Marende-Dating“ zu verstehen ist. Die Marende ist eine traditionelle Südtiroler (Zwischen-)Mahlzeit, die in der Regel am Nachmittag eingenommen wird und zumeist aus Schüttelbrot, Speck, Kaminwurzen, Käse, eingelegten Gurken und Wein besteht. Um einige dieser Produkte drehte sich der Workshop – daher auch das Wort „Dating“, denn im Laufe des Abends sollten wir ein Rendezvous mit den Südtiroler Spezialitäten erleben. Zum gemeinsamen Entdecken der Südtiroler Küche und Lebensart fanden sich ca. 35 Personen ein, darunter auch die beiden Blogger-Kolleginnen Sandra von in Frau Kampis Küche und Liv von Thank you for eating. Das war übrigens für mich das erste Mal, dass ich andere Foodblogger persönlich kennengelernt habe, und ein super-anregender und schöner Austausch mit den beiden!


Auf die Produkte, fertig, los…

Zunächst stand das Verkosten typischer Südtiroler Produkte im Vordergrund. In kleinen Gruppen von ca. fünf bis sechs Personen begaben wir uns dafür an verschiedene Stationen, an denen uns jeweils ein Experte aus Südtirol die Finessen von Speck, Äpfeln, Käse und Schüttelbrot näher brachte. So lernten wir zum Beispiel, dass der Südtiroler Speck je nachdem, wie dick er geschnitten wird und ob in Scheiben, Streifen oder Würfel zum Teil völlig unterschiedlich schmecken kann. Wir kosteten verschiedene Apfelsorten, von denen mich der Braeburn als besonders knackig und aromatisch am meisten überzeugt hat – zum Glück bekomme ich diese Apfelsorte aus Südtirol auch hier in Leipzig recht unproblematisch und kaufe seitdem keine anderen Äpfel mehr. Bei fünf zu verkostenden Käsesorten war einer leckerer als der andere (absolute Favoriten: Lagrein und Pfefferkäse), wohingegen das Schüttelbrot nicht hundertprozentig mein Fall war – das ist jedoch ein ganz persönlicher Eindruck, da Kümmel- und Anis-Aroma einfach nicht ganz mein Ding sind.


Insgesamt machten alle Stationen jedoch absolut Lust darauf, die Produkte zu probieren und mit ihnen zu kochen, zumal sie alle überaus sympathisch und locker präsentiert wurden. Toll war auch, dass es an jeder Station neben dem „puren“ Produkt jeweils noch eine leckere Fingerfood-Variante zu probieren gab. Und, Überraschung – hier war für mich insbesondere das Fingerfood an der Schüttelbrot-Station herausragend (auch wenn alle anderen ebenfalls mega-lecker waren). Im Einzelnen probierten wir:

Gebackene Praline vom Pustertaler Käse und leicht angebratenem Lauch

Kleine gegrillte Apfelscheibe mit einer gebratenen Kalbsleber serviert

Speckmousse vom Südtiroler Speck auf knusprigem Brötchen

Regiokornbrotsuppe


Zwischen Kochtöpfen & gemütlichem Beisammensein

Im Anschluss hatten wir Gelegenheit, gemeinsam mit dem Südtiroler Koch Anton Dalvai letzte Hand an ein Drei-Gänge-Menü zu legen, an dem er und sein Assistent bereits fleißig gewerkelt hatten, während wir mit der Verkostung beschäftigt waren. Die nette Aufgabe des Teigtaschen-Füllens und –Formens blieb noch uns vorbehalten… na aber da helfen wir doch gern ;-) Im Anschluss ging es an die gedeckte Tafel, und bei stimmiger Weinbegleitung ließen wir uns das folgende Menü schmecken:

Regiokornteigtasche mit Käsefonduta gefüllt und knusprigem Speckchip

Speckorzotto mit Almkäse und angebratenen Apfelwürfeln

Südtiroler Apfelstrudel, Apfel-Crème-brûlée und Gewürztraminer-Eis


Was sich schon sooooo gut liest, hat ebenso fantastisch geschmeckt :-) Aber neben dem leckeren Essen überzeugte auch die entspannt-gemütliche Atmosphäre und die Gelegenheit, mit den Foodblogger-Kolleginnen, den Organisatoren des Abends und den Südtiroler Produkt-Botschaftern näher ins Gespräch zu kommen. So wurden viele interessante Erfahrungen und Tipps ausgetauscht und die Zeit verging wie im Flug. Mit vielen Südtiroler Produkten für Zuhause ausgestattet, machten wir uns zu später Stunde selig auf den Heimweg und waren uns einig: Dieser Abend war absolut gelungen, von vorn bis hinten stimmig organisiert und machte große Lust auf Südtirol und seine Produkte. Vielen Dank an dieser Stelle nochmals an die Organisatoren, dass ich dabei sein durfte!

Neben dem Ziel, den Bekanntheitsgrad der Südtiroler Produkte in Deutschland zu stärken, stand im Mittelpunkt der Veranstaltung übrigens auch die Vermarktung des Genussfestivals vom 29. - 31. Mai 2015 in Bozen, das sicher eine Reise wert ist.


Mein Südtirol: Schüttelbrot-Gnocchi mit Apfel-Senf-Sauce und Speck

Aber natürlich möchte ich euch nicht nur vom leckeren Südtiroler Essen vorschwärmen, sondern habe mit den Südtiroler Produkten, die ich geschenkt bekommen habe, auch ein leckeres Gericht kreiert, mit dem ihr euch ein Stück Südtirol nach Hause holen könnt. Mein Ziel war es, möglichst alle Produkte, die ich mitnehmen durfte (Schüttelbrot, Speck, geräucherten Wacholderkäse, Apfel-Senf, Weirouge-Apfelsaft) in einem Gericht unterzubringen, was mir mit den Schüttelbrot-Gnocchi mit Apfel-Senf-Sauce und Speck gelungen ist.


Das Ergebnis hat uns sehr überzeugt: Die Schüttelbrot-Gnocchi bekommen durch den geriebenen Wacholder-Käse und das gemahlene Schüttelbrot eine schöne Würze und noch etwas zusätzlichen Biss. Die Apfel-Senf-Sauce ist schön fruchtig, wirkt zunächst auch recht süßlich, hat jedoch im Abgang eine deutlich säuerliche Note. Und zu knusprig gebratenem Speck muss ich ja wohl kaum was sagen, außer, dass er einfach die perfekte Ergänzung zu fluffigen Gnocchi und cremiger Sauce ist. Als Vegetarier kann man ihn natürlich weglassen, wobei ich im Falle dieses Gerichts leider keine wirkliche Empfehlung dazu aussprechen kann, denn uns hätte der Speck als knusprig-salziger Kontrapunkt sowohl in Hinblick auf Geschmack als auch Textur des Gerichts gefehlt. Obenauf dann noch mehr geriebener Wacholder-Käse und ein paar Lauchzwiebel-Ringe – fertig ist die Südtiroler Küche für zuhause!

Einige Empfehlungen für Ersatz-Produkte…

Natürlich ist mir bewusst, dass nicht jeder von euch mit Original Südtiroler Produkten kochen kann und sie nicht überall ohne weiteres zu bekommen sind. Auch ich bekomme in Leipzig, bis auf einige Ausnahmen (z.B. Braeburn-Äpfel, Südtiroler Speck, einige Käsesorten), die Produkte aus dem Kochworkshop nicht alle zu kaufen. Daher ein paar Empfehlungen:

Falls ihr kein Schüttelbrot bekommt, empfehle ich euch, Vollkorn-Brotchips fein zu mahlen und unter den Gnocchi-Teig zu mischen – falls ihr Kümmel- und Anis-Aroma schätzt, könnt ihr ja zusätzlich einige Kümmel- und Fenchelsamen mörsern und unter die Masse mischen.
Leckeren durchwachsenen Räucherspeck mit Schwarte solltet ihr überall bekommen, auch wenn er vielleicht nicht aus Südtirol, sondern z.B. aus dem Schwarzwald stammt.
Statt geräuchertem Wacholderkäse bietet sich ein anderer Räucherkäse, gern auch aus Italien, z.B. Scamorza, an.
Statt des Weirouge-Apfelsaftes nehmt ihr einen leckeren naturtrüben Bio-Apfelsaft (der dann leider keine rote Farbe hat, aber das ist für die Sauce unerheblich) und statt des Apfel-Senfs nehmt ihr einfach einen guten bayrischen süßen Senf.


Rezept
für zwei Personen

für die Gnocchi
250g Ricotta
1 Eigelb
¼ - ½ TL Salz
30g Wacholder-Räucherkäse, frisch gerieben
50g Mehl (Type 405) + etwas mehr zum Verarbeiten
30g Schüttelbrot, fein gemahlen

für die Sauce
1 EL Olivenöl
1 Schalotte
175 ml Apfelsaft
50 ml milder Weißweinessig
50g Crème fraîche
100g kalte Butter
1 großer EL Apfel-Senf
Salz, Pfeffer aus der Mühle
Zucker oder Honig

außerdem
einige dünn geschnittene Scheiben durchwachsener Räucherspeck
Wacholder-Räucherkäse, zum Servieren
Lauchzwiebelringe, zum Servieren

Zunächst um die Apfel-Senf-Sauce kümmern: Schalotte schälen und fein hacken. Olivenöl in einem Topf erhitzen, Schalotte darin bei mittlerer Hitze glasig dünsten. Apfelsaft und Essig zugießen, aufkochen und ca. 10 Min. kochen lassen. Crème fraîche zugeben und erhitzen. Butter nach und nach in kleinen Stückchen zugeben und aufkochen lassen. Dann den Senf einrühren und die Sauce mit Salz, Pfeffer und etwas Zucker oder Honig abschmecken.

Dann wenden wir uns den Gnocchi zu: Ricotta in eine Schüssel geben (ggf. in der Dose enthaltene Flüssigkeit vorher abgießen), Eigelb, Salz und Käse zugeben und alles gut verrühren. Dann das Mehl und das Schüttelbrot zugeben und nur solange rühren, bis sich alles zu einem glatten Teig verbunden hat. Der Teig ist jetzt wahrscheinlich noch recht klebrig, man sollte jedoch nach Möglichkeit nicht noch mehr Mehl zugeben, damit die Gnocchi schön fluffig werden.

Ein großes Holzbrett mit Mehl bestäuben. Mit einem Esslöffel nach und nach Teig auf das Brett geben, diesen und die Hände mit Mehl bestäuben und den Teig zu einer fingerdicken Rolle formen. Anschließend die Rolle in kleine Stücke schneiden (dabei die Messerklinge ebenfalls mit Mehl bestäuben) und die fertig geformten Gnocchi auf einem mit Backpapier belegten Backblech ablegen.

In einem großen Topf Salzwasser aufkochen. Dann die Hitze so reduzieren, dass das Wasser nur noch sehr leicht köchelt. Die Gnocchi zugeben und einmal kurz umrühren, damit die Gnocchi nicht am Boden festkleben. Dann die Gnocchi kochen lassen, bis sie oben schwimmen (dauert ca. zwei bis vier Minuten) und mit einer Schöpfkelle aus dem Topf heben.

Während das Wasser erhitzt wird und die Gnocchi köcheln, die anderen Vorbereitungen für das Essen treffen: Speckscheiben in einer beschichteten Pfanne ohne Fett bei mittlerer Hitze knusprig braten. Käse reiben, Lauchzwiebel-Grün in Ringe schneiden, Sauce ggf. noch mal erhitzen. Sobald die Gnocchi fertig sind, diese mit der Sauce mischen, mit Speck-Scheiben garnieren und mit Käse und Lauchzwiebelringen bestreut servieren.

Quelle
eigenes Rezept

Dieser Beitrag entstand aus Inspirationen der Veranstaltung Marende-Dating am 15. Oktober 2014 in Leipzig. Für den Beitrag ist weder eine finanzielle Zuwendung geflossen, noch war die Berichterstattung Bedingung für die Teilnahme an der Veranstaltung. Grund für den Beitrag ist, dass ich Südtirol und seine Produkte schätze und diese daher gern weiterempfehlen möchte.


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